Als ich an einem warmen Sommerabend hoch oben auf dem Empire State Building stand und zusah, wie sich die Dämmerung über New York legte und ein Meer von Lichtern zu funkeln begann, da fühlte ich mich von dieser Stadt berauscht, als hätte ich eine Flasche Champagner geleert.

Es war der Auftakt zu einer Traumreise von zehn Wochen, die mich von New York über Washington D.C. und Chicago bis nach San Francisco führte. Ich erlebte aufregende Städte und atemberaubend schöne Landschaften, traf zahlreiche freundliche und aufgeschlossene Menschen und erfuhr eine warmherzige Gastfreundschaft.

Um meine erste USA-Reise zu finanzieren, hatte ich in den Semesterferien wochenlang in einer Fabrik gejobbt, denn Billigflüge gab’s noch nicht. Damals studierte ich Germanistik und Anglistik in Münster, doch nach meinem langen, wunderbaren USA-Sommer trat ich erst einmal ein Studiensemester in Cardiff, Wales, an – mit Langzeitwirkung, denn dort lernte ich Peter kennen, der ebenso reisebegeistert war und ist wie ich selbst. Es folgten Studienabschluss und der Ernst des Lebens mit zwei Berufen und zwei Kindern, Fortbildungen und Umzügen – ein Turbo-Alltag, wie die meisten jungen Familien ihn kennen.

Doch immer wieder gönnen wir uns abwechslungsreiche gemeinsame Auszeiten. Mit unseren beiden Mädchen reisen wir nach Dänemark, Schweden, Norwegen und in viele andere europäische Länder. Wir wollen den Kindern zeigen, wie unglaublich schön und spannend die Welt ist. Sie lernen fremde Währungen kennen und eignen sich mühelos die ersten Wörter in fremden Sprachen an.

Mount Hood OregonIrgendwann aber sind unsere Töchter groß und haben eigene Urlaubspläne. Peter und ich starten von Frankfurt aus in den ersten gemeinsamen USA-Urlaub. Als wir in Portland, Oregon, aus dem Flieger steigen, erblicken wir in der Ferne den schneebedeckten Gipfel des Mount Hood. Eine neue Traumreise beginnt, die erste einer langen, erlebnisreichen Serie. Inzwischen haben wir zigtausend Meilen durch die USA zurückgelegt und dabei rund 40 Bundesstaaten eingesammelt.

Eines Tages stehen wir an der City Pier von Port Angeles im Bundesstaat Washington und schauen Richtung Norden. Auf der gegenüberliegenden Seite der Strait of Juan de Fuca erhebt sich schemenhaft aus dem Dunst eine graue Landmasse: Vancouver Island, Kanada. Ein neues Land wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. Mit Staunen und Begeisterung durchqueren wir in den Folgejahren British Columbia und Alberta im Westen, die Prärieprovinzen in der Mitte und ebenso Ontario, Québec, die Maritimes und Neufundland im Osten.

Aus all den Reisen durch Nordamerika sind mit der Zeit zehn Reisebücher zum Träumen entstanden, für Leserinnen und Leser mit Fernweh. Für Menschen, die das Reisen und die Welt lieben, so wie ich.

Welche Länder werden in Zukunft hinzukommen? Ich weiß es noch nicht, doch während der Corona-Zeit haben wir eine große Australien-Karte in unserer Wohnung aufgehängt, als Ermutigung …