Ich liebe Kaffee! Aber nicht irgendein Gebräu, nein, es muss ein gepflegter Caffè Latte sein. Oder ein Cappuccino. Und nicht „to go“, sondern „to enjoy“.

Wenn wir durch die Landschaft fahren, haben wir unser eigenes Kaffeezubehör dabei, aber in den Städten suchen wir uns gerne einen Coffee-Shop. Vor rund zehn Jahren noch landeten wir dabei fast ausschließlich in den Filialen von Starbucks, inzwischen jedoch ist die Szene vielfältiger geworden.

Dominiert wird der Markt von den großen Ketten, mit Starbucks an der Spitze. Auf Platz 2 folgt Dunkin‘ mit seinem Kaffee- und Donut-Angebot, und dann schließen sich eine Reihe von Marken an, die zur JAB Holding Company gehören, zum Beispiel Peet’s Coffee & Tea und Caribou Coffee. Es sind aber die unabhängigen Coffee-Shops, die prozentual das größte Wachstum verzeichnen, sehr zum Vorteil der Kaffeegenießer*innen, die jetzt mehr Auswahl haben.

Bad Ass Coffee, Naples, Florida, USA

Bad Ass Coffee, Naples, Florida

Der perfekte Wachmacher-Kaffee

Die individuell betriebenen Läden bieten meist wirklich guten Kaffee an, und die Leute freuen sich, wenn man ihnen diesbezüglich Komplimente macht. Oft suche ich mir schon vorher per Internet die besten Kaffee-Locations in einer Stadt, denn rein zufällig sieht man sie eher selten. Die Suche lohnt sich!

In Atlantic City, New Jersey, zum Beispiel, fanden wir auf diese Weise Hayday Coffee (155 S. New York Avenue), einen kleinen Shop mit drei oder vier Tischen. Was soll ich sagen – der Caffè Latte war so gut, dass ich am liebsten geschnurrt hätte vor Wohlbehagen. Kräftig und gleichzeitig sanft, nicht nur der perfekte Wachmacher, sondern auch ein Koffein-Kick, der gute Laune aufkommen lässt.

Hayday Coffee, Atlantic City, New Jersey, USA

Hayday Coffee, Atlantic City, New Jersey

In Wilmington, Delaware, bestellten wir unsere Lattes bei der Milk + Honey Cafe-Gallery (239 N Market St.). Der Laden beglückt seine Gäste nicht nur mit gutem Kaffee, sondern hat sich auch als Nachbarschaftstreffpunkt etabliert. Während wir auf dem Sofa saßen und unseren Kaffee tranken, diskutierten ein paar Meter weiter die Mitglieder einer Kirchengemeinde über die zukünftige Ausrichtung der Gemeindearbeit.

Die Seele des Cafés ist Quincy Watkins, der Besitzer. Mit seiner warmherzigen und humorvollen Art sorgt er dafür, dass sich jeder bei ihm willkommen fühlt. Er setzte sich auch ein paar Minuten zu uns, wir plauderten und lachten, und es war, als hätte er uns in sein Wohnzimmer eingeladen.

Milk + Honey Cafe-Gallery, Wilmington, Delaware, USA

Milk + Honey Cafe-Gallery, Wilmington, Delaware

Kaffee für Chris

In jedem Coffee-Shop, ganz gleich, welcher Art, bestelle ich das Gleiche: „Two tall lattes, please.“ Und heiß muss der Kaffee sein, mag auch die Sonne draußen den Asphalt zum Kochen bringen. Einmal, als ich bei Starbucks nach meinem Namen gefragt wurde, sagte ich einfach, ich hieße Chris, denn ich war das Buchstabieren leid. Die Bedienung nickte, schrieb den Namen auf die beiden Pappbecher, und fünf Minuten später tönte es durch den Laden: „Chris!“ Und seitdem benutze ich diesen Vornamen exklusiv bei Starbucks.

Mit unseren simplen und immer gleichen Wünschen outen wir uns als langweilig und wenig experimentierfreudig. So wie Mama und Papa, die holen sich im Café auch nur ihre heißgeliebte Latte und vermutlich keinen „Caramel Ribbon Crunch Crème Frappuccino“.

Die junge Generation aber will neue Geschmacksnoten ausprobieren, am liebsten mit Eiswürfeln, Aromapulver und viel Zucker gemixt und mit einem Häubchen aus Sprühsahne gekrönt. Ein farbenfrohes Sirup-Topping rundet die Kreation ab. Ein Getränk dieser Art hat zwar nur einen Materialwert von wenigen Cent, macht aber optisch einen guten Eindruck. Starbucks verkauft es für rund fünf Dollar in der kleinsten Größe.

Starbucks in Kansas City, Missouri, USA

Starbucks in Kansas City, Missouri

Auch ein Kaffeeladen muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Vor ein paar Tagen landete eine Nachricht von Small World Coffee in meiner Mailbox. Small World Coffee ist ein großes Café in der Universitätsstadt Princeton in New Jersey (14 Witherspoon St.). Als wir dort Kaffee tranken, ging es sehr lebhaft zu. In diesen Tagen nämlich begannen die Sommerferien, und viele Eltern waren mit großen Autos angereist, um ihre Sprösslinge mit Sack und Pack abzuholen. Um sich für die Heimfahrt zu stärken, ging man zusammen ins Café.

Was wollte Small World Coffee mir mitteilen? „Blueberry is back!”, las ich in dicken schwarzen Lettern in der Mail. Die Blaubeersaison habe begonnen, und das bedeute die Rückkehr der Blaubeersahnecreme. Ich solle die Sahne auf meinem Eiskaffee oder Eistee probieren. Tja, meine Lieben, würde ich ja gerne – nur sitze ich gerade ein paar tausend Kilometer weit weg an meinem Schreibtisch. Aber beim nächsten Besuch ganz bestimmt!

Wyatt's Coffee, Gainesville, Florida

Wyatt’s Coffee, Gainesville, Florida

Kaffee wie bei Oma

Es reicht keineswegs, wenn ein Coffee-Shop nur in eine italienische Siebträgermaschine investiert. Das mag für den Start genügen, doch um mehr Kunden anzulocken, sollte der/die Barista unterschiedliche Zubereitungsarten beherrschen. Zum Beispiel einen „cold brew“ herstellen, einen Kaffee, der lange in kaltem Wasser ziehen muss. Oder die Variante „nitro cold brew“, kalter Kaffee, der mit Stickstoff versetzt wird, um Geschmack und Konsistenz positiv zu beeinflussen. Was für mich nach Chemiestunde klingt, hat sich in der internationalen Kaffeeszene längst etabliert.

Ja, selbst Omas Filterkaffee ist wieder da! Bei Wyatt’s Coffee in Gainesville, Florida (202 Southeast 2nd Avenue), beobachtete ich, wie der junge Mann hinter dem Counter langsam und konzentriert heißes Wasser in einen Filter laufen ließ. „Das sieht aus wie früher bei meiner Mutter“, bemerkte ich. Er lachte und versicherte mir, der Filterkaffee sei wieder voll im Kommen.

Jetzt bin ich selbst neugierig geworden. Ich glaube, wir müssen die neuen Varianten doch mal probieren. Sooo alt sind wir schließlich auch noch nicht!